 Am
14. November 1993 luden Willy Faber, Herausgeber des GASTRONOMIE
REPORT, Bruno Comby, Insekten-Gourmet und Buchautor in die Scheck Alm
in München zum
1. Europäischen Insektenessen.
80 Pressevertreter aus ganz Deutschland saßen mit Willy Faber an
den festlich gedeckten Tischen. Unter den Gästen waren auch bekannte
Größen aus Politik, Wirtschaft und Küche, wie der französische Konsul
Jean-Cyprien Linon, Scheck-Alm-Chefkoch Ernst Kalabus oder
Prominenten-Fischkoch Werner Hunsinger. Das Spektakel fand großes Medieninteresse. Hier einige Presseauszüge:
Die Berliner "tagesszeitung" titelte am 18. November "Die Vorherrschaft des Mehlwurms" und führte weiter aus:
 "Bruno
Comby, jungscher französischer Tausendsassa der Sparte 'Gesünder
leben', lud zusammen mit der Zeitschrift Gastronomie Report und dem
Eichborn Verlag, der sein Buch 'Köstliche Insekten' vertreibt, zu
gepflegter Entomophagie (Insektenfresserei) im Dienste der
Welternährung. Insekten sind nahrhafter, bekömmlicher, gesünder,
ökologischer und billiger als die anderen Nahrungsmittel. Sie haben
einen Proteingehalt, von dem Steaks nur träumen können (...) Soweit
die Theorie. In der Scheck-Alm ging es zur Praxis. Nach Comby, der
ohnehin Rohkostfanatiker ist, entfaltet sich der wunderbare Geschmack
des Krabbelzeugs vor allem 'nature' und noch lebend. Gar nicht dumm,
die Ekelschwelle sozusagen von hintenher zu überwinden. So stolzierten
Comby und Willy Faber, der Herausgeber des Gastronomie Reports,
fröhlich herum und naschten unablässig aus einem Plastikschächtelchen
mit sich fröhlich kringelnden Mehlwürmern. (...) Abgesehen von seinem
Credo 'Roh macht froh' lassen sich Combys Kochrezepte auf die einfache
Formel bringen: Ersetze Fleisch, Fisch, Shrimps etc. einfach durch
Insekten."
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"Die Zeit" schrieb unter dem Titel "Menü mit Schrecken" am 26. November 1993 unter anderem:
... "Die Mehlwürmer und Heuschrecken in Aspik schmeckten
schlicht nach nichts. Von den Wasserkäfer-Ravioli läßt sich das leider
nicht behaupten: Die mit Fliegenlarven gewürzte Tomatensauce hat einen
penetranten Seifengeschmack. Nur die ganz verwegenen unter den Gästen
essen mehr als eine Gabel davon. Die Insektenpaella kommt besser an,
auch wenn das angeblich nussige Aroma der gebratenen Mehlwürmer kaum zu
erahnen ist. Die Heuschrecken in Schokolade hingegen sind eine wahre
Gaumenfreude. Mit verbundenen Augen würde aber wahrscheinlich jeder die
Grashüpfer für Krokantsplitter halten. Der Mehlwurmkuchen anschließend
ist eine widerlich süße Pampe. Die fingerlangen afrikanischen
Wanderheuschrecken lebend in den Mund zu stecken, bringe ich nicht
fertig. Dann schon eher Mehlwürmer. Beim ersten Wurm denke ich nur,
schnell zubeißen, damit er mir nicht im Mund herumkriechen kann. Wie er
geschmeckt hat, kann ich hinterher kaum sagen. (...) Erst mit vier bis
fünf zwischen den Zähnen stellt sich der Genuß langsam ein. So
deliziös, daß ich mir wie Willy Faber ein Kilo lebender Mehlwürmer für
den Snack zwischendurch auf den Schreibtisch stellen würde, finde ich
sie aber nicht."
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"Der Spiegel" Nr. 47/1993 berichtete unter dem Titel "Scho was Guats" folgendes über das kulinarische Ereignis:
"Ein etwaiger Eigengeschmack, der reichlich in Aspik und Paella
eingearbeiteten Grashüpfer und Mehlwürmer, läßt sich inmitten von
Kresse, Parmesan und Mayonnaise kaum ausmachen. Die leeren
Chitingerippe hingegen hinterlassen allenfalls ein merkwürdiges Kratzen
im Hals. Unübersehbar ist jedoch der Sättigungseffekt des exotischen
Kleingetiers. Schon nach wenigen Bissen reicht es den meisten Gästen
bereits. Der indonesische Wasserkäfer, Mittelpunkt des Hauptganges und
groß wie ein Maikäfer, verschwindet meist als Trophäe in der Serviette.
(...) Zum Abbau des Ekels und Widerwillens empfiehlt der Meister
allerdings 'etwa ein Jahr Instinkttherapie'. Bis dahin müsse man sich
wie ein professioneller Weinverkoster verhalten: 'Probieren und
Ausspucken.'"
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Die Münchner "tz" widmete sich mit einem Artikel "So schmeckt ein Insekt" am 16./17. November 1993 der Aktion des Gastronomie Reports.
"'Wir haben wohl einen Fehler gemacht', blödelte Herbert
Oberacher vom Feinkosthandel Niederreuther. 'Wir haben unsere
Kakerlaken erschlagen statt verkauft!' Sein skeptischer Blick galt
Tellern mit "Grashüpfern und Mehlwürmern in Aspik', 'Insektenpaella mit
Heuschrecken' und 'Mehlwürmer-Ravioli'. Frankreichs Insektenpapst Bruno
Comby servierte die 'Köstlichkeiten' auf Einladung von Willy Faber
(Gastronomie Report) in der Scheck-Alm. Ein leichtes Schütteln ging
schon durch die Menge, als die Krabbeltiere serviert wurden. Und manch
einer schaffte es nicht seinen Ekel zu überwinden und die Mehlwürmer
(gibt's nur im Zoofachhandel als Futter für Chamäleons und Schlangen,
(Kilo 35 Mark) hinunterzuwürgen. (...) Äußerst angetan reagierte
dagegen Jean-Cyprien Linon, der französische Konsul: 'Ich war acht
Jahre in Asien, da ist Insektenessen gang und gäbe. Palmwürmer
schmecken wie Gambas. Und Schlangenherzen in einem Likör sind ein
toller Aperitif!' (...) Organisator Willy Faber will seine
Eßgewohnheiten umstellen: 'In mein Büro kommt ein Kilo Mehlwürmer -
statt Wurstsemmeln.'"
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"Bild München" verbreitete am 15. November einen
Erlebnisbericht ihres Reporters Hubert Denk unter dem Titel "Frittierte
Mehlwürmer, Heuschrecken in Schokoguß":
"Das flaue Gefühl im Magen verstärkte sich beim Blick in die
Küche. In Tupper-Schüsseln räkelten sich fette Mehlwürmer, gesottene
Heuschrecken und Käfer lagen zur Füllung für die Ravioli bereit. (...)
Die frittierten Mehlwürmer (schmeckten knusprig nussig) waren noch
harmlos, dann der thailändische Wasserkäfer, ein dicker Brummer,
schwarz wie eine Küchenschabe. Wer sich das Tierchen zu genau
betrachtet, dem vergeht der Appetit. Die Kamera von TV-Weiß-Blau und
die Linse meiner Fotografin ist auf mich gerichtet. Jetzt bloß nicht
kneifen. Ich halte die Luft an, schiebe den Käfer in einem Stück rein,
zermalme ihn gleich mit den Zähnen. der Geschmack erinnert mich an ein
kross gebratenes Kalbfleisch. Lästig sind nur die Panzerteilchen und
Flügel, die zwischen den Zähnen hängen bleiben. Zum Dessert eine
Heuschrecke in Schokoguß - der Ekel ist verschwunden. Mutig koste ich
zwei lebende Mehlwürmer. Insekten als Nahrung der Zukunft? Spontan
hätte ich nach diesem Abend "Ja" gesagt. Aber tags drauf war das flaue
Gefühl noch stärker. Mein Magen hat die Insekten (...) verdaut, mein
Kopf aber immer noch nicht."
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Das "ZEITmagazin" und sein kulinarisch-publizistischer
Edel-Exponnent Wolfram Siebeck war am 8. Juni 1993 das Insektenessen
und das Buch "Köstliche Insekten" von Bruno Comby eine
augenzwinkernd-ironische Kolumne wert:
"Der Autor des Buches ist Franzose, was nicht überrascht.
Dennoch propagiert er den Verzehr von Insekten nicht aus kulinarischen
Gründen, sondern weil er Insekten für gesund hält und weil es die
Affen, unsere Vorfahren, heute noch so halten. Ganz oben auf seinem
Speiseplan stehen Termiten. Die sind besonders gesund und bekömmlich.
Leider neigen sie zu Ausbruchsversuchen aus ihrem Käfig, und nur
wenige, die eine alte Barockkommode haben, können sich mit dem Gedanken
an frei herumnagende Termiten anfreunden. Dann lieber Bienenlarven,
meint Bruno Comby. Sie sind die Lieblingsspeise des vernaschten
Wissenschaftlers. Schmecken wie Pfannkuchen mit Honig und Milch,
schreibt er. Mir läuft beim Lesen das Wasser im Mund zusammen! Oder
Heuschrecken: Die großen sollte man besser ohne Kopf und Beine essen,
meint er. Zwar steckt Monsieur Comby lebendige Larven und Raupen in den
Mund, gibt aber zu, daß manche Menschen es nicht gerne auf der Zunge
spüren, wenn sich da etwas bewegt. Deshalb rät er: Kopf ab. Gänzlich
ruhigstellen kann man Insekten, indem man sie vor dem Verzehr kocht
oder röstet. Sogar der Bürgermeister von Paris, Jacques Chirac, war
begeistert; an die 'köstlichen, auf Insektenbasis zubereiteten Speisen'
denkt er besonders gerne zurück. (...) Leider gibt es viele
Menschen, die sich davor ekeln, Insekten in den Mund zu stecken. Diesem
Umstand verdanken wir die Ameisen in der Marmelade und die Kakerlaken
im Bad."
| Weitere Echos in Rundfunk und Fernsehen:
Über das 1. Insektenessen Europas wurde bundesweit in TV und Rundfunk berichtet.
Zahlreiche Fernsehsendungen und Auftritte in ca. 20 Talkshows waren die Folge. Unter anderem bei:
Thomas Gottschalk in der RTL "Late-Night-Show", "Arabella Kiesbauer", PRO7 (3 x) "Brisant", MDR, "Chamäleon", WDR, "Gemischte Gefühle" beim Süddeutschen Rundfunk Stuttgart "Planetopia", Sat 1 "Ernährungsspecial" auf Arte "Die Reporter", PRO7 und viele mehr...
Selbstverständlich hat Bruno Comby auch seine eigene Homepage im Internet: Besuchen Sie ihn doch einmal.
© Gastronomie Report
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